Wir brauchen eine intelligente Medizin mit Geist und Seele, eine intelligente Psychotherapie mit Bewusstsein und eine intelligente Gesundheitsversorgung, die uns Menschen dient, unserem Leben und Sterben.

In einer zunehmend globalisierten Welt werden wir immer weniger danach gefragt werden, was unsere Interessen sind, sondern es steht zunehmend die Frage im Raum, was wir der Welt zu geben haben. Was haben wir Akteure im Gesundheitswesen den Menschen zu geben?

Die Seelenverbindung innerhalb einer beseelten Psychotherapie kann Heilungs- und Selbstheilungsprozesse in Gang setzen, die aus einer größeren Tiefe und Weite stammen als die unserer Einsichten und Techniken. Wahrscheinlich ist es die Berührung der Ganzheit, Tiefe und Weite unserer Seele mit unseren Verletzungen und Störungen, was das Heilsame ausmacht.

Vielleicht ist es wichtiger, unseren Patienten zunächst einmal nicht als Ärzte oder Therapeuten gegenüberzutreten, sondern als Mitmenschen, als Schicksalsgefährten im Angesicht der Unergründlichkeit des menschlichen Lebens.

Unsere seelenlose Medizin braucht als ersten Schritt eine Anerkennung und Aufmerksamkeit für die Seele des Patienten, für sein Fühlen, sein Spüren, sein in der Welt sein, seine Betroffenheit, für das Bewusstsein seiner Verletzlichkeit und Sterblichkeit, so dass sie zu einer beseelten Medizin werden kann. Und erst eine beseelte Medizin wäre eine wirklich humane Medizin.

Wenn wir auf die Welt schauen, wissen wir letztendlich, was wir tun müssen, um die großen Probleme der Globalisierung, die großen Probleme der Menschheit anzugehen. Uns fehlt aber der gemeinsame einende Geist, und das liegt daran, dass wir immer noch in unseren Vorstellungen darüber verhaftet sind, was wir für die Probleme der Welt halten, und wie wir glauben, wie diese zu überwinden sind.

Das Leben ist kein Zustand, sondern eine Bewegung, ein Fluss, ein Geschehen, durch das das Göttliche auf eben unsere ganz persönliche Weise spricht.

Wenn ich das Leben wirklich liebe, dann nimmt es mich an die Hand und führt mich weit hinaus über meine persönlichen Bilder von mir selbst, uns Menschen und der Welt in den Raum des Nicht-Wissens. Und es zeigt mir, dass mein Leben teilhat an einem schöpferischen Prozess, dessen Intelligenz ebenfalls meine Vorstellungskraft noch weit überschreitet.

Unsere Seele ist durchlässig für die uns innewohnende Transzendenz, d.h. dies ist der Ort, an dem das Überpersönliche das Persönliche berührt, an dem der Seinsgrund, das Göttliche und Absolute in Fühlung tritt mit dem Weltlichen. Sie ist die individuelle Art und Weise, wie das Absolute sich als die Person manifestiert, die ich bin.

Der Bewusstwerdungsprozess entwickelt sich zur Bewusstheit, zum Zeugenbewusstsein und wird sich sogar seiner selbst gewahr als Präsenz, als Gegenwärtigsein, als reines Bewusstsein. Dies wird dann als Qualität des eigenen Wesens erkannt und erfahren. Auf dem Grund unseres Erlebens werden wir uns unserer Seele gewahr. Ich möchte an dieser Stelle für einen neuen transpersonalen Seelenbegriff plädieren.

Das Bewusstsein selbst erscheint leer von jedem Einzelnen und offen, wie ein leerer Spiegel, wie ein offenes Gefäß, das sich von den Erscheinungen und Erlebnisqualitäten füllen läßt. Neben seiner Leere wird es weit, unendlich weit, unbegrenzt weit und raumhaft erlebt, so dass es auch als Bewusstseinsraum beschrieben werden kann. Dieser Bewusstseinsraum ruht in sich selbst, er trägt in sich selbst Frieden und Stille. So wirkt er zentriert, wie eine Art Mittelpunkt oder Nullpunkt für die Inhalte unseres Erlebens.

Die Seele ist die individuelle Art und Weise, wie das Absolute sich manifestiert und allem Erlebten seine Gestalt gibt. Sie ist sozusagen der Wandlungsprozess des Absoluten und Mysteriösen in das gegenwärtige individuelle Leben. Durch sie wird Leere Form und auch wieder Form Leere. Da die Seele der Organisator der Wandlung ist, besitzt sie Wandlungseigenschaften, kann sie sich entwickeln und entfalten. Sie neigt geradezu dazu, sich auszudehnen, sich zu verwirklichen, sich auszuleben, sich im Leben zu erfahren. Sie ist somit das Herzstück des Lebens.

Die voll entfaltete Intuition ist frei, nicht gebunden, sie ist a-perspektivisch. In bewusster intuitiver Haltung ist der Therapeut in der Lage, die verschiedenen Perspektiven einzunehmen und die komplexen Informationen auf sich wirken zu lassen. Intuition ist elastisch, gleitend.

Die Synthese von Mystik und Weltverantwortung basiert auf der Anerkennung von beidem: sowohl dem Spirituellen, dem Bezug zu Gott, als auch der Welt, zunächst einmal der persönlichen uns anvertrauten Welt, dann aber auch der gesellschaftlichen Welt, der ökologischen und der kosmischen Welt. Der Versuch einer solchen Synthese liegt auch der Fachklinik Heiligenfeld zugrunde, die ich initiiert habe und leite.

Religiosität im engeren Sinne bezieht sich auf die Glaubenskonzepte bezüglich eines Jenseits und insbesondere einer höheren Entität wie Gott. Spiritualität im engeren Sinne stellt den erfahrbaren und erfahrenen Bezug zur umfassenderen Ganzheit dar, beispielsweise als Erfahrung des Göttlichen, des Absoluten, des Seinsgrunds.

Die kollektiven Probleme der Menschheit sind nur lösbar, wenn sie das Selbstverständliche begreift, nämlich dass sich in allen ihren Problemen ihre eigenen Eigenschaften darstellen. Die Menschheit ist noch nicht Herrin ihrer eigenen Kräfte. Sie müsste lernen zu verstehen, dass alles, was auf der Welt geschieht, ein Ausdruck ihres inneren Wesens ist, das noch sehr ungestüm und ungebändigt ist, teilweise sehr destruktiv und teilweise sehr krank ist.